Vom Stadtfuchs zum Stadtdachs: Immer mehr Dachse leben im Siedlungsraum

Mittwoch, 12. Dezember 2018
Viele Bewohner des Siedlungsraums haben inzwischen Bekanntschaft mit Füchsen gemacht. Stadtfüchse fühlen sich schon seit zwei Jahrzehnten in unseren Städten und Agglomerationen wohl. Verschiedene Daten zeigen nun überraschend, dass die Dachspopulationen einem ähnlichen Trend folgen. Nach einem Tiefstand in den 1980er Jahren erholen sich die Bestände schweizweit und Dachse werden auch im städtischen Raum immer häufiger beobachtet.

Im Gegensatz zu Füchsen, deren Populationen seit zwei Jahrzehnten stark zugenommen haben und die bis in die urbanen Zentren vorgedrungen sind, war dieses Verhalten bei Dachsen weniger bekannt. Die bisherige Meinung war, dass Dachse in ländlichen Gebieten und im Wald leben und höchstens am Stadtrand vorkommen. Eine von der Forschungsgemeinschaft SWILD im Projekt StadtWildTiere durchgeführte und kürzlich in der Fachzeitschrift Hystrix publizierte Studie zeichnet jedoch ein anderes Bild.

Die Studie basiert auf verschiedenen Datensätzen. Aufgrund offizieller Jagdstatistiken konnte aufgezeigt werden, dass sich die Anzahl der Dachse in der Schweiz und der Stadt Zürich in den letzten 20 Jahren verdoppelt hat. Diese Zunahme erfolgte bislang zwar langsamer als bei den Füchsen, jedoch stetig. Daten von wissenschaftlichen Projekten mit Fotofallen machen ausserdem deutlich, dass in den Städten Zürich und St.Gallen in den letzten Jahren mehr als dreimal so viele Dachse von Wildtierkameras fotografiert wurden, als noch in den letzten beiden Jahrzehnten. Mithilfe von Wildtier-Beobachtungen, die unter anderem durch das Citizen Science Projekt StadtWildTiere gesammelt wurden (siehe Kasten), konnte zudem gezeigt werden, dass in den letzten 10 Jahren Dachse vermehrt auch in den Zentrumsgebieten der Stadt Zürich beobachtet wurden. Beobachtungen aus den 1990er Jahren waren dagegen auf die waldnahen Stadtrandgebiete beschränkt.

Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass städtische Dachse nicht einfach nur Überlebende einer vormals ländlicheren Landschaft sind, sondern dass Dachse sich – ähnlich wie Füchse – zunehmend im Siedlungsgebiet etablieren. Es wird interessant sein zu untersuchen, ob diese neue Entwicklung bei den Dachsen nicht nur auf die Schweiz beschränkt ist, sondern auch in anderen Regionen Europas stattfindet, wie dies bei den Stadtfuchspopulationen der Fall ist.

Das Projekt StadtWildTiere sammelt Wildtierbeobachtungen aus der Bevölkerung auf einer online-Meldeplattform. Ziel ist, auf städtische Natur und Wildtiere aufmerksam zu machen, ein möglichst vollständiges Bild zu Vorkommen und Verbreitung dieser Wildtiere zu erhalten und anhand dieser Datengrundlage ein gutes Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier zu ermöglichen. Neben mehreren Schweizer Städten sind auch Wien und Berlin Teil des Projektes. Beobachtungen von Wildtieren (möglichst mit Foto) können hier gemeldet werden: http://ch.stadtwildtiere.ch/beobachtung/eintragen

Medienmitteilung
Rückfragen

Anouk Taucher, Geschäftsstelle StadtWildTiere, c/o SWILD, Zürich,
Tel. 044 450 68 09, anouk.taucher@swild.ch

Bilder
Senden Sie eine E-Mail an anouk.taucher@swild.ch oder nutzen Sie unser Webalbum (s. unten). Für Veröffentlichungen im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilungen stehen die Bilder bis Ende Januar 2019 kostenlos zur Verfügung, wenn das Copyright gemäss Vorlage vollständig wiedergegeben wird.

Das Webalbum ist ausschliesslich für Medienleute aufgesetzt. Wir bitten Sie, keinen Link auf diese Seite zu setzen und die Bildautoren wie vorgegeben vollständig auszuweisen.
Laut einer neuen Studie der Forschungsgemeinschaft SWILD und der Meldeplattform stadtwildtiere.ch fühlen sich Dachse auch im Siedlungsgebiet wohl und werden immer häufiger.
Dachse sind nicht nur heimlich lebende Landbewohner, sondern können auch mitten in Städten beobachtet werden.
Kamerafallen helfen dabei, Dachse auf ihren nächtlichen Streifzügen zu entdecken.
Der Pfoten-Abdruck des Dachses zeichnet sich dadurch aus, dass die fünf Zehenballen beinahe waagrecht nebeneinander angeordnet sind. Bei schönen Abdrücken kann man die Krallen am Vorderfuss gut erkennen.

Artporträt

Meles meles
Vulpes vulpes